Abenteuer im Wilden Westen von Mexico

In den USA hatte ich länger zu entscheiden, bis ich wusste wohin meine Reise als nächstes gehen sollte. Irgendwie hatte ich meinen Reiseflow verloren. Costa Rica, Panama oder sogar ein Kontinentenwechsel? Da ich noch mehr von Mexiko sehen wollte, flog ich wieder nach Mexico ins Hochland und reiste dann weiter zur Pazifikküste, bevor es dann wieder zurück auf die Yucatan Insel ging. Im Juni, wenn Trockenzeit herrscht, trifft man nicht an jeder Ecke ein Traveller, dafür jede Menge Einheimische Touristen. Eines habe ich im Hochland von Mexico festgestellt, dass die Mexikaner sehr gerne in ihrem eigenen Land Urlaub machen und ihr eigenes Land sehr gut kennen. Da kam mir die Frage, wie gut ich eigentlich mein eigenes Land wirklich kenne. Also in Zukunft mehr UHU (Um das Haus herum) Urlaub machen. Ein Vorteil hatte es, bei den Ausflügen immer der einzige ausländische Tourist zu sein. Ich konnte schnell mein Spanisch wieder auf Vordermann bringen, sprach ich doch die letzten zwei Monate fast nur Englisch und Deutsch. Und viele Mexikaner auf dem Land sprechen wenig bis kein Englisch.

Ein magischer Ort mit Knochenfund

Das Westliche und Nördliche Zentral-hochland in Mexiko ist das wirkliche Mexiko. Hier kann man überall den echten Tequila trinken, es gibt noch indigende Völker, die in Höhlen leben und man kann Abenteuerausflüge machen, die genauso gut sind, wie in einem teureren Urlaubsziel. Ich flog von Las Vegas nach Guadalajara, wo ich dann über San Luis Potosi, Rio Verde bis nach Ciudad Valles reiste. In Rio Verde ging ich in der Lagune „La Media Luna“ tauchen. Die Lagune hat sechs Krater, aus denen Wasser fliesst und sogar Krebse, Wasserschildkröten und Fische beherbergt. „La Media Luna“ ist auch ein magischer Ort voller Geschichte. Von einem fossilen Mammut wurde der Kopf geborgen und auch unterschiedliche Gaben alter menschlicher Siedlungen, die diesen Brunnen als Zentrum der Anbetung nutzten, wurden gefunden. Wir bargen auch Knochen die sich dann als Hundeknochen herausstellten. Tja, das Rätsel wie die Hundeknochen unter dem Baumstumpf kamen oder die Todesursache des Hundes wurde bis zu meiner Abreise nicht geklärt. War es eine Opfergabe?

 Abenteuerspielplatz „Huesteca Potosina“

In dieser abgelegenen Gegend gibt es Wasserfälle, Wasserlöcher und das Wasser hat Aquamarintöne. Der höchste Wasserfall in Huesteca Potosina ist 105 Meter hoch und nur mit dem Boot erreichbar. Also hiess es durch eine wunderschöne Landschaft je zwei Stunden hin und zurück rudern. Wir sahen sogar eine Wasserschildkröte auf einem Stein sitzen. Im Juni ist es auch im Hochland sehr heiss, trocken und die Temperaturen können bis auf 40 Grad klettern. Da machten mir die Ausflüge mit viel Wasser so richtig Spass. Ich sprang von Wasserfällen runter, ging Raften und seilte mich ab. 

Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich keine Höhenangst habe und auch gerne auf eine Achterbahn gehe. Auch von Wasserfällen aus 15 Meter ins Wasser zu springen, macht mir nichts aus. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich von 50 Metern Höhe abseilte. Das letzte Mal war 2005. Doch nach 12 Jahren jetzt muss ich eingestehen, dies mache ich in Zukunft nicht mehr. Ich hatte wirklich Muffensausen, auch wenn ich gesichert war. Ich weiss nicht warum, aber Abseilen ist nicht mehr mein Ding. Komisch, denn vom Paragliding, was ich in Guatemala gemacht habe, hatte ich kein Muffensausen. Werde wohl älter.

Das Raften hat mir richtig Spass gemacht.  Die Landschaft in Huesteca Potosina ist einfach wunderschön. Beim Raften gibt es Wildwasserschwierigkeitsskala und unsere Route hatte ein Abgang mit Level 3 (schwieriger Abgang). Wir waren mit 4 Raftingbooten unterwegs, wobei genau 1 Boot heil durchkam. Alle Anderen kippten um. Auch unser Boot kippte Richtung Steinwand. Es gab zum Glück keine grossen Verletzungen, ausser Abschürfungen. Ich selber hatte nur eine leichte Prellung am rechten Unterarm, da ich mit dem Unterarm mein Kopf und Körper schützte und ich mich damit von der Steinwand abstiess, als wir gegen diese kippten. Am Ende machte es einfach nur Spass und ich werde wieder mal raften gehen, dies aber in der Schweiz.

Surrealer Garten im Dschungel

Ein beliebtes Touristenziel in dieser Gegend ist der Garten von Eduard James – einem Engländer – in Las Pozas, Xilitla. Er erwarb das Grundstück und begann mit einer Orchideenzucht, die 1962 durch Frost zerstörte wurde. Also baute er Orchideen als Betonskulpturen. Bis zu seinem Tod im Jahr 1984 errichtete er eine Urwaldstadt aus unvollendeten Palästen, Tempeln, Treppen, die ins Nirgendwo führen, diverse Wege, Säulen und Häuser ohne Zimmerdecken. Die Wasserfälle und Bäche des Tals bewässern zahlreiche Brunnenanlagen. Nur ein einziges Gebäude der insgesamt 36 architektonischen Kuriositäten ist bewohnbar. 

Edward James – Wikipedia

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Ab in die Berge – Barranca del Cobre

Von Guadalajara ging es mit dem Flieger nach Chihuahua, dann weiter in das Gebiet Barranca del Corbre, auch Kupferschlucht genannt. Die Gebirgsformation der Sierra Madre Occidental, die durch ehemals starken Flusslauf entstand und teils auf einem von Tarahumara Indianern besiedelten Gebiet liegt ist so vielfältig, wie kein anderes Gebiet. Das auf etwa 25.000 km² bis zu 1800 m tiefe und 50 km lange Schluchtensystem ist eines der größten Nordamerikas und insgesamt viermal so groß wie der Gran Canyon. Im Juni in der Trockenzeit ist es in der Höhe angenehme 30 Grad warm, in der Schlucht kann es zu dieser Jahreszeit bis über 50 Grad werden. Trotz der Trockenzeit, ist die Natur in dieser Region vielfältig und wunderschön mit den Felsformationen, Wasserfällen und atemberaubenden Artenvielfalt von Pflanzen und vor allem Vögeln.

Das Tollste an dieser Gegend ist, dass es auch einen Abenteuerpark gibt, wo man auch Ziplinen kann. Die längste Zipline von 7 Kilometern führt von der Spitze des Parks in Richtung Tal. Man hätte auch Abseilen und Bungee Jumping können. Ich hatte aber zu wenig Geld dabei, um alles zu machen. Da die lange Zipline 100 Euro kostete, entschloss ich mich mit 7 Ziplines und diversen Brücken in Richtung Tal fortzubewegen. Die längste Zipline auf dieser Strecke war fast 2 Kilometer lang. Es machte einfach nur Spass über die Schlucht zu schweben. Je weiter man abstieg, desto wärmer wurde es. Mit der Gondelbahn ging es dann am Ende wieder auf die Spitze des Berges, wo es deutlich kühler, aber immer noch heiss war.

Indigene Bevölkerung

In Barranca del Cobre leben auch die „Tarahumara“ eine indigene Bevölkerung. Sie sind vor allem bekannt dafür, dass sie sehr weit rennen, dies nur in ihren Sandalen. Zudem leben sie auch noch in Lehmhütten, die in die Felswände integriert sind oder sogar noch in Höhlen. Erst im Mai 2017 gewann eine Tarahumara Frau einen Ultramarathon in Sandalen.

Marathon in Sandalen – 20min

Wasserfälle und Schluchten

Es gibt auch diverse Wasserfälle und Täler mit unterschiedlichen Felsformationen in Barranca del Cobre. In der Trockenzeit ist leider nicht viel mit Wasser an den Wasserfällen und es war aufgrund des Wassermangels nicht möglich den höchsten Wasserfall von Mexiko zu besichtigen. Der Vorteil aufgrund der Trockenzeit war dafür, dass wir nicht so weit in der Hitze zum Wasserfall laufen mussten. Zudem konnte man das Flussbeet überqueren und aufgrund des niedrigen Wasserstandes nahe an den Wasserfall herantreten.

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Die berühmteste Felsformation hier ist wohl der Elefantenfelsen, auf den die Einheimischen besonders stolz sind.

El Chepe – Wiedersehen nach über 2000 Kilometer

Wenn man in Barranca del Cobre unterwegs ist, fährt man mit dem Ferrocarril Chihuahua al Pacífico, liebevoll „El Chepe“ genannt, durch die Kupferschlucht, von Los Mochis an der Pazifikküste bis nach Chihuahua oder umgekehrt. Ich fuhr Richtung Pazifikküste. Die sehr lange Zugkombination bewältigt auf der Strecke 37 Brücken, 86 Tunnel und einen Höhenunterschied von über 2500 Metern. Früher waren 80 Prozent der Passagiere Reisegruppen aus den USA. Es gab sogar Sonderzüge für die Kreuzfahrtschiffe. Aber seit 2010 wagen sich wegen des Krieges der Drogenkartelle kaum noch Urlauber aus dem Nachbarland hierher. Ihre Plätze im „Chepe“ haben in den vergangenen Jahren Touristen aus Mexiko-Stadt eingenommen. Die Drogenkartelle interessieren sich aber nicht für den Zug, weshalb es sicher ist und es fahren ja immerhin bewaffnete Soldaten mit. Seit 2010 ist auch noch nie was passiert. Die Soldaten genehmigen sich gerne mal ein Nickerchen, wenn der Zug noch nicht voll ist.

In Areponapuchi stieg ich dann in den El Chepe. Die Zugkombination umfasst mehr als 20 Abteile und das Abteil inkl. Sitz wird einem vom Zugbegleiter zugewiesen, wenn man nicht die Fahrkarte schon vorgängig gekauft hat. In Ciudad Valles war Marianna – eine australische Travellerin  – im selben Hostelzimmer. Wir hatten eine ähnliche Reiseroute, jedoch nicht den gleichen Zeitplan. Als wir uns im Hostel verabschiedeten, scherzten wir noch, dass wir uns irgendwo auf der Route wieder sehen würden. Dies war dann im Zug „El Chepe“ irgendwo im nirgendwo nach über 2000 Kilometer der Fall. Ich wurde vom Schaffner in dasselbe Abteil wie Marianna gesetzt und mein zugewiesener Sitz befand sich genau gegenüber von ihr. Langweilig wurde es uns auf der langen Zugfahrt dadurch nicht.

Genug Berge, ab ans Meer….

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