Sich verlieben, verlieren und verzaubern lassen

Auf meiner bisherigen Reise bin ich noch nie an einem Ort gewesen, der mich aus den Socken gehauen hat, bis ich am 21. Januar 2017 auf Little Corn Island ankam. Ich habe in den letzten 6 Monaten viele Orte besucht und gesehen, doch keiner dieser Orte hat mein Herz höher schlagen lassen. Klar waren sämtliche Länder mit all ihren schönen Plätze und Städte toll und wunderschön, aber mein Herz liess nur Little Corn Island höher schlagen. Kaum hatte ich die Insel betreten hatte ich Herzklopfen, fühlte mich zu Hause und hatte mich verliebt. Warum aber gerade passierte mir dies in Little Corn Island? Ich kann es euch nicht beantworten, denn einige Reisende erzählten mir, dass man es einfach fühle, wenn man am richtigen Ort gelandet ist. Und sie hatten recht, man fühlt es einfach. Eineinhalb Monate blieb ich auf der Insel, machte den Divemaster und änderte meine Reiseroute.

Inselrettung und ein paar verlorene Sandalen

Am selben Abend ging ich mit ein paar Leuten „Hummer“ essen. Auf Little Corn Island kann man wirklich günstig (10 Dollar) Hummer essen, denn diese gibt es hier zu genüge. Tags darauf machten wir einen Ausflug zum Aussichtsturm und den schönsten Strand der Insel, dem „Otto Beach“. Die Jungs hatten die glorreiche Idee, um die Insel herum zurück zu laufen. Wir Mädchen machten den Vorschlag nach rechts zu gehen, doch die Jungs wollten die linke Seite nehmen. Wir Mädchen gaben nach und wir marschierten nach links, ohne zu wissen, was kommt. Tja, das Resultat war, dass es keinen wirklichen Weg gab, sondern nur Steine, Felsen und ab und zu ein wenig Strand. Wir  kletterten und wateten immer durch tieferes Wasser, da dazu noch die Flut kam. Zum Glück fuhr ein einheimisches Fischerboot an uns vorbei, welches gerade nach Big Corn Islands unterwegs war und auf unser Pfeifen reagierte. Die netten Leute retteten uns aus dem Knietiefen Wasser und brachten uns dann sicher zurück an den Dorfstrand von der Insel. Wären wir nach rechts gelaufen, hätte es einen Weg direkt zurück ins Dorf gegeben.

Little Corn Island ist eine sehr chillige Insel und jeder kennt fast jeden. Jeden Abend ist „Happy Hour“ und man trifft die Leute an einer der 3 Beach Baren und geniesst mit einem kalten Getränk den Sonnenuntergang. So machten wir dies auch nach unserem abenteuerlichen Ausflug. Am späten Abend, als es schon dunkel war und wir von unserem Hummeressen etwas müde waren, lagen wir alle am Strand und beobachteten die Sterne. Tja, als wir nach Hause wollten, waren meine Sandalen nicht mehr dort, wo ich sie hingelegt hatte, nämlich neben einer Hängematte. Natürlich wurde dem Barbesitzer eine genaue Beschreibung meiner Sandalen hinterlassen. Am nächsten Morgen befanden sich meine Sandalen jedenfalls nicht vor meiner Zimmertüre, sondern vor einer anderen Zimmertüre eines anderes Hotel. Ich wohnte nie dort und habe mich nie dort aufgehalten. Trotz falscher Lieferadresse fanden letztendlich meine Sandalen den Weg zurück zu mir.

Sogar Pokemon gibts auf der Little Corn Island. Da wird redlich gespielt, obwohl ich selber nicht spiele.

Tauchen, Taucherflaschen schleppen und Theorie büffeln

Am Ankunftstag auf der Insel ging ich ins Divecenter „Dive Little Corn“, um mich wie immer über die Tauchmöglichkeiten zu informieren. Nach kurzem Gespräch mit einem Instruktor der Basis, wurde mir angeboten den Divemaster zu machen. Dieses Angebot überraschte mich und ich wollte zuerst darüber nachdenken. Tags darauf sagte ich zu und ein paar Tage später fing ich mit dem Divemaster an. Am 28. Februar 2017 hatte ich den Divemaster geschafft, aber bis dahin war es viel schweisstreibende Arbeit, die wirklich viel Spass gemacht hat. Es tat gut, nach 4 Monaten reisen, wieder einen geregelten Alltag zu haben und zu arbeiten. Ich hatte in dieser Zeit genau 3 Tage frei, den Rest war ich immer im Tauchcenter, bin mit Kursen mitgelaufen, habe Tauchgruppen begleitet und viele Tauchflaschen ins Boot geschleppt. Mit mir machte noch Andrea den Divemaster und wir konnten uns gegenseitig unterstützen, bei der täglichen Ausbildung. Vor meiner Abreise am 4. März 2017, stand noch der „Schnorcheltest“ an, denn erst dann ist man ein „Divemaster“. Tja, es war viel Alkohol im Spiel. Zusammengefasst: Hatte seit Jahren wieder mal einen „richtigen Absturz“, mich in der Nacht aus meinem Zimmer ausgesperrt und es im „Suff“ sogar geschafft, in einem anderem Dormzimmer ein leeres Bett zu ergattern, um meinen Rausch auszuschlafen. Der Boden vor meinem Zimmer war mir echt zu kalt zu schlafen. Ihr wisst ja, solche Geschichten gehen schnell herum, vor allem auf einer kleinen Insel. Am nächsten Tag war ich meine Nachtgeschichte bereits im Umlauf, natürlich ausgeschmückt. Wenigstens konnte ich selber über mich lachen:-)

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Übereilte Abreise von meiner Herzensinsel

Es wurde langsam Zeit, sich von der Insel und den Menschen, die ich dort kennen lernen durfte und ins Herz schloss, Abschied zu nehmen. Geplant war am Sonntag abzureisen, doch das Wetter bzw. der Wind machte mir einen Strich durch die Rechnung. Hat es zu viel Wind, fahren keine „Lanchas“ nach Big Corn Island und man muss schauen, dass man mit einem Fischerboot mit kann. Das erste Mal seit ich Reise, hatte ich einen Flug, den ich erwischen musste. Bis dahin war es mir egal, mal einen oder zwei Tage zu warten oder einfach die Route zu ändern. Am Samstag kommt immer das Versorgungsschiff auf die Insel und bringt frische Früchte, Gemüse und sonstige Essenswaren. Da es Samstag nachmittags plötzlich hiess, dass am Sonntag kein Schiff fährt, stand ich innerhalb von 15 Minuten am Hafen, rennte noch zur Divecrew, die bereits am „Aperölen“ war und verabschiedete mich schnell. Eine halbe Stunde später fuhr das Versorgungsschiff los, Richtung Big Corn Island. Mit einem tränenden und freudigen Auge fuhr ich weiter Richtung Galapagos. Es war das erste Mal, wo mir es im Herzen weh tat, die Insel und die Leute, mit denen ich einen Monat zusammen arbeiten durfte, zu verlassen. Thank´s the Divecrew from „Dive Little Corn“, Alberto, Mariam, Felipe, Claudia, Kevin, Remo and also Andrea for this amazing time with you.

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Divecrew Dive Little Corn

Planänderung

Eigentlich wollte ich ja über Costa Rica, Panama, Kolumbien nach Ecuador und dann auf die Galapagos reisen. Jedoch ging ich von Little Corn Island direkt auf die Galapagos, da mir mein Gefühl und Herz sagte, dass es richtig ist, zuerst auf die Galapagos tauchen zu gehen. Nach einem Monat tauchen in Little Corn Island kann ich immer noch nicht genug vom Tauchen kriegen, also gehe ich den Weg des Tauchens, solange mein Geldbeutel noch mitmacht. Schliesslich habe ich 4 Monate ziemlich sparsam gelebt. Jetzt habe ich ja mal den Divemaster und wer weiss, vielleicht ergibt sich daraus auch noch ein anderer Weg. Ich lasse mich gerne überraschen und wenn nicht, dann auch gut. Ich nehme jeden Tag so, wie er kommt und gehe den Weg, den ich will und der sich gut anfühlt.

Nach Little Corn Island kann ich definitiv sagen, dass die Entscheidung für meine Reise die beste meines Lebens war. Auch wenn das Reisen nicht immer leicht und manchmal auch sehr ermüdend ist, überwiegt doch der positive Aspekt. Ich möchte keinen einzelnen Tag missen, den ich bis jetzt erleben durfte, sei es ein positiver oder negativer Tag gewesen. Das Schöne ist, dass ich noch 6 Monate vor mir habe, auch wenn ich ab und zu mal Heimweh nach der Schweiz und meinen Freunden habe.

Ich werde nach Little Corn Island zurückkehren, denn sie wird immer die Insel meines Herzens sein. Doch meine richtige Heimat wird immer die Schweiz bleiben und dorthin werde ich immer wieder zurück kehren. „Bin halt immer no än ächte Eidgenoss“.

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